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Vergessen. Oswalda Tonka, von der Favoritener Arbeiterin zur Partisanin

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„Das Ganze muss man verhindern, hab ich mir gedacht, den Krieg überhaupt, weil der verändert die Menschen so stark.“ (Oswalda Tonka)

Oswalda Sokopp wurde 1923 in Wien geboren. Sie wuchs in einer Arbeiterfamilie im 10. Gemeindebezirk auf. Obwohl von Ausbeutung und Armut betroffen, schöpfte die Familie viel Kraft aus ihrem Kampf für soziale Verbesserungen und dem Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus.

Oswalda trat 16-jährig dem KJV (Kommunistischer Jugendverband) bei. Sie erlebte die von der Arbeiterschaft erkämpften sozialen Fortschritte im ‚Roten Wien‘ ebenso wie die Zerstörungen durch die Austrofaschisten 1934 und später die Angriffe auf jüdische Mitbürger*innen und deren Vertreibung.

Nach dem Tod der Eltern mussten sie und ihre Schwester Trude zwei Jahre im Waisenhaus verbringen, wo sie angehalten wurden kriegsverherrlichende Nazilieder zu singen und den braunen Aufmärschen zuzujubeln. Aber sie fanden immer wieder Zuflucht bei ihren Tanten, deren Wohnung in der Buchengasse 100 ein geheimer Treffpunkt für Widerständige war. Hier konnte über eine Welt ohne Unterdrückung und über Möglichkeiten zum Widerstand nachgedacht und diskutiert werden.

 

Oswalda Tonka

 

Flucht zur Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee

Oswalda Tonka selbst war in den frühen 1940er-Jahren als junge Frau an Sabotageaktionen in einem kriegswichtigen Betrieb in Wien beteiligt. Sie floh im Sommer 1944 vor einem Einberufungsbefehl der Wehrmacht zur jugoslawischen Befreiungsarmee, wo sie im Partisanenverband bis Kriegsende als Funkerin tätig war. Sie erzählt: „Das muss so ungefähr im August […] 44 gewesen sein. Ich sollte Luftwaffenhelferin werden. Da hab ich gesagt, zur Deutschen Wehrmacht geh ich nicht! Ich hab ja nie die geringste Sympathie für die Faschisten gehabt. […] Mein Freund hat mich gefragt, willst nach Jugoslawien zu den Partisanen? Und ich wollte. Ich war 21 damals, und sehr tapfer bin ich sicher nicht gewesen. Und natürlich habe ich mir das viel einfacher und romantischer vorgestellt, als es dann wirklich war […].

Einmal haben wir wieder in einem Stall übernachtet und es war ein echter Alarm. Man konnte sich net einmal mehr die Schuhe zuschnüren. Raus, Überfall! Da sind wir gelaufen, ich weiß nicht wie lange, stundenlang, richtig im Kugelhagel. […] Wir mussten dann durch einen Fluss, das Wasser ist nur bis zum Bauch gegangen, aber das war im Dezember, und im Weiterlaufen, obwohl wir um unser Leben gerannt sind, sind die Hosenbeine vollkommen angefroren an den Beinen. Ich hör noch, wie das geklirrt hat beim Laufen. Dann ist das Schießen schwächer und schwächer geworden, und wir konnten uns in einem Haus sammeln. Das war unwahrscheinlich: Wir waren alle noch außer Atem, und wie wir so gestanden sind, hat einer angefangen zu lachen, und die anderen haben eingestimmt. Das war ein richtig hysterisches Lachen, das nicht aufhören wollte.“

Engagement nach dem Krieg

Nach dem Krieg war Tonka aktives Mitglied der KPÖ Favoriten und engagierte sich vor allem auch kulturpolitisch, so z.B. in der Scala und im Kommunistischen Kulturkreis. Ein besonderes Anliegen war es ihr, die Erinnerung an den antifaschistischen Widerstand wach zu halten.

Wir haben aus Oswalda Tonkas Autobiographie »Buchengasse 100« das Gedicht »Das Schrecklichste« vertont, das sie 1944/1945 als 22-jährige schrieb.

Rebellen des Morgen. Die Wandlung des Roman Karl Scholz

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„Vor meinen Freunden und der Nachwelt bin ich ebenso gerechtfertigt wie vor mir selber. Daran vermag auch die ganze Justizkomödie und alle Versuche, mich moralisch zu erledigen, nichts zu ändern. Gäbe es eine freie Verteidigung, wären andere die Angeklagten, nicht ich […]“ (aus Roman Karl Scholz‘  Kassiber vom 15.2.1944).

Nicht alle Widerstandskämpfer*innen standen dem Nationalsozialismus von Anfang an ablehnend gegenüber. Auch Roman Karl Scholz, wie viele Sudetendeutsche deutschnational gesinnt, wandte sich als Mittelschüler dem Nationalsozialismus zu und trat der damals illegalen NSDAP bei. Sein Weg führte ihn jedoch zur Gründung der ersten österreichischen Widerstandsgruppe, wobei er den „Typus des mitreißenden Jugendführers“ (E. Weinzierl) repräsentierte.

Roman Karl Scholz wurde am 16.Jänner 1912 in Mährisch Schönberg (Šumperk) im heutigen Tschechien geboren. Als unehelicher Sohn wuchs er bei seinen Großeltern in bescheidenen Verhältnissen auf. 1930 trat er in das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg ein und wurde Theologieprofessor. 1936 erhielt Scholz  die Priesterweihe, im selben Jahr besuchte er den Reichsparteitag in Nürnberg – es sollte genau dieser Besuch sein, der ihm die kriegerischen Eroberungspläne und die rücksichtlose Gewaltpolitik des NS-Regimes offenlegte. Scholz wandte sich von Hitlers Gedankengut ab und schon im Herbst 1938 gründete er mit Viktor Reimann (später Gründer der VdU und Journalist) die erste Widerstandsgruppe Österreichs, der hauptsächlich Angehörige des katholisch-konservativen Lagers sowie Schüler von Scholz angehörten. Sie vernetzte sich von Wien ausgehend in Tirol, Nieder-, und Oberösterreich. Scholz schickte laufend Berichte über die Lage in Österreich und die Tätigkeiten des Widerstands nach England. Außerdem hatte die Gruppe Kontakte zu westalliierten Stellen und Widerstandskreisen in der Slowakei und Ungarn.

Ihre Ziele waren Aufklärung über das wahre Gesicht des Nationalsozialismus, der Sturz des Regimes und die Wiedererrichtung des Staates Österreich. Neben dem ‚Exekutivkomitee‘ gab es viele kleine Gruppen zu je 30 Menschen, die, in Dreieruntergruppen gegliedert, ein Netz über ganz Österreich spannten. Anfang 1939 ging die Freiheitsbewegung von reiner Schulung zu Aktionen über. So wurden im Frühjahr 1940 tausende Flugblätter produziert und verbreitet.

Roman Karl Scholz

Hieß die Gruppe anfangs ‚Deutsche Freiheitsbewegung‘, wurde sie ab Juli 1940 in ‚Freiheitsbewegung Österreich‘ umbenannt. Sie kooperierte mit der Widerstandsgruppe ‚Österreichische Freiheitsbewegung‘ vom Finanzbeamten und Juristen Karl Lederer. Diese brachte regelmäßig Flugblätter unter dem Titel »Was nicht im Völkischen Beobachter steht« mit kritischen Nachrichten über Korruption der Nationalsozialisten und über den Fortgang des Krieges heraus.

Als dritte Gruppe kam noch die ‚Großösterreichische Freiheitsbewegung‘ des ehemals hochrangigen Ständestaatsfunktionärs Jacob Kastelic dazu. Im April 1940 einigten sich die drei Gruppen gemeinsam vorzugehen, damit waren schätzungsweise 1.000 Personen involviert.

Verrat und Ende der Bewegung

Dennoch war das Unternehmen nur von kurzer Dauer: Der ins Führungskomitee eingeschleuste Burgschauspieler Otto Hartmann agierte ab 1939 als Spitzel und Agent Provokateur der Gestapo. Er wollte die Gruppe zu Aktionen anstiften (Säureattentate, Sprengstoffanschläge, u.a. auf die Gestapozentrale am Morzinplatz oder den Linzer Rundfunksender). Auch Gestapostellen selbst waren an diesen gefakten Plänen beteiligt.

Hedwig Leitner, Mitglied der Scholz-Gruppe erinnert sich wie folgt: „So ist das bei einer Widerstandsbewegung, dass man nur drei kennt, für den Fall, dass, wenn man gefangen genommen wird, nicht gleich die ganze Gruppe hopp genommen wird. Aber da gab ’s einen, diesen Schauspieler Hartmann, der hat sonderbarerweise eine Liste aller Mitglieder gehabt. […] und der hat alle Namen angegeben. Dadurch sind wir alle fast zur gleichen Zeit…hopp, hopp, hopp verhaftet worden und auf die Gestapo gekommen, am Morzinplatz. Und dann ist es also mit Verhören losgegangen. […]
Ja, wir haben uns das alles anders vorgestellt. […] Wir haben ja weder Waffen noch sonst was zur Verfügung gehabt. Nix! Und auch nicht die Erfahrung, die die Kommunisten gehabt haben. Die Kommunisten haben immer schon Erfahrung gehabt im Untergrundkampf, und sie waren ja sehr stark vertreten. Also die Kommunisten haben sie ja fürchterlich verfolgt, die waren sehr anständig, muss ich sagen.“

Insgesamt wurden 143 Widerstandskämpfer*innen im Zeitraum Juli bis September 1940 aus allen drei Gruppen festgenommen. Weitere etwa 320 Verdächtige wurden einvernommen und nur deshalb nicht festgenommen, weil es keinen Platz mehr in den Gefängnissen gab.

Roman Karl Scholz

Roman Karl Scholz war zunächst im Gestapo-Hauptquartier am Morzinplatz und danach fast vier Jahre in verschiedenen deutschen Gefängnissen inhaftiert. Der Prozess gegen die Beteiligten der drei Widerstandsgruppen wurde auf Anordnung Hitlers erst am 3. März 1944 am Volksgerichtshof in Wien durchgeführt. Das Ergebnis: elf Todesurteile, neun wurden vollstreckt. Alle Versuche, eine Begnadigung zu erreichen, scheiterten.

Am 10. Mai 1944 fand die Enthauptung mit dem Fallbeil statt. Sein Leichnam wurde nach Kriegsende 1945 am Anatomischen  Institut der Universität Wien gefunden und auf dem Heiligenstädter Friedhof beigesetzt.

Scholz als Schriftsteller

Im Gefängnis verfasste Scholz zahlreiche Gedichte (aber auch Dramen und Prosa), die ebenso authentische Dokumente einer grausamen Zeit als auch eigenwillige künstlerische Schöpfungen sind. Sie bewegen sich zwischen der quälenden Situation in jahrelanger Haft, dem Streben, dennoch Schönheit zu schaffen und seiner Zeugenschaft für Glauben und Freiheit. Außerdem entwickelte er die politische Utopie eines ‚Syndikalismus‘.

Für den Text dieses Liedes haben wir gleich sechs seiner Werke collagiert: »Nacht (Eine von vielen)«, »Stimmung“, »Zum Abschied«, »Rebellen des Morgen«, »Das Leben geht weiter…« und »Summa Vitae«.

Roman Karl Scholz

6434. Ein Mensch ist keine Nummer

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Der Autor des Gedichtes  „6434“, (Johann) Hans Schlesinger, geboren am 20. Februar 1896 in Wien, wurde im September 1938 nach Buchenwald deportiert, wo er bis Juli 1942 unter der Häftlingsnummer 6434 blieb.

In Buchenwald musste er in verschiedenen Bereichen arbeiten und war zuletzt in der Strumpfstopferei, dem Arbeitskommando für ältere oder körperlich versehrte Männer. Dann brachte ihn die SS im Juli 1942 mit einem „Invalidentransport“ nach Dachau. Dieser galt bei den Häftlingen nicht ohne Grund als „Himmelfahrtstransport“. Viele aus dem Transport wurden als Arbeitsunfähige unter dem Begriff „Sonderbehandlung 14f13  in Hartheim ermordet.  

Der Text 6434 stammt aus dem Gedichtband: „Ich hasse nicht: Dichtungen aus Buchenwald“, den Hans Schlesinger  im Oktober 1945 unter dem Namen Gösta Durchham herausbrachte. Die Kulturinitiative Klopfzeichen hat  2001 eine Neuauflage verlegt und uns freundlicherweise die Vertonung erlaubt.

Am Anfang des Bandes schreibt Gösta Durchham: „Erläuterungen: vorliegende Gedichte entstanden in den Jahren 1939 bis 1942 im Lager Buchenwald. Sie wurden von mir meist auf Zetteln notiert und dann später in ein Heftchen eingetragen. Die Eintragungen erfolgten auf die Weise, dass einzelne Strophen und Verszeilen auf versch. Seiten, unzusammenhängend, durcheinander aufgeschrieben wurden, um so eine eventuelle, unvermutete Kontrolle irre zu führen.“

Zum Gedicht 6434 macht Gösta Durchham u.a. folgende Bemerkungen:

Kahler Schädel: den Häftlingen wurden bei der Einkleidung Haare und Bart geschoren.

Häufchen Asche: starb ein Häftling, so wurde er im Krematorium des Lagers verbrannt, man nannte dies „über den Rost gehen“

Schautafel: „Kennzeichen für Schutzhäftlinge in den Konzentrationslagern“; Lehrmaterial für SS-Wachmannschaften (United States Holocaust Memorial Museum)

Gefürchtet war der „Bunker„. So hieß das Lagergefängnis, in das Häftlinge als verschärfte Strafe willkürlich, oft auf unbestimmte Zeit eingewiesen werden konnten, meist isoliert, tagsüber stehend, in Dunkelhaft und generell bei Wasser und Brot – die Tortur in den engen Zellen dauerte oft Monate und endete für viele mit dem Tod.

Der Bock war eine Vorrichtung für den Vollzug der Prügelstrafe.

Die Häftlinge erhielten eine fortlaufende Nummer, die sie zu jeder Zeit – auf Deutsch parat haben mussten und unter der sie anstatt mit ihrem Namen fortan im Lager verwaltet und angesprochen wurden. An der Höhe der Nummer ließ sich erkennen, wie lange ein Häftling schon im Lager war. Neben der Nummer gab der „Winkel“ den „Haftgrund“ des Häftlings an. Die Kombination aus Winkel und Häftlingsnummer ermöglichte die schnelle Einschätzung der Position eines Häftlings und damit häufig auch seiner/ihrer Überlebenschancen.

In Auschwitz wurden ab 1943 allen Häftlingen, die keine „Reichsdeutschen“ waren, die Häftlingsnummer auf den linken Unterarm tätowiert, in anderen KZ hatten sie ihre Häftlingsnummer nur auf der Kleidung zu tragen.

Rotes Dreieck für die politischen Gefangenen

Erwin Gostner, ein KZ Häftling aus Tirol beschreibt in seinem Erlebnisbericht „1000 Tage im KZ“ in eindringlichen Worten die Entmenschlichung, die mit der Nummer einherging: „Ich bin jetzt die Nummer 384! Es ist die Nummer eines im Lager verstorbenen Häftlings. Wie viele mögen sie bereits vor ihm getragen haben? Der Häftling Nr.1000 stirbt, bitte, was ist dabei? Eine Nummer wird ausgelöscht, eine Zahl mit drei Nullen. Der Mensch ist selbst eine Null, ein Nichts, unwichtiger noch als die Zahl, denn sie kann weiterleben, morgen schon wird sie ein anderer tragen. Häftling Nr.1000, auf einer Seite durchgestrichen, auf der anderen Seite neu eingetragen, unbekanner Häftling Nr.1000, du zeugst für die Schande, für das unsagbare Grauen, das uns umgibt. Wird dein Schicksal auch meines sein? Werde ich einst so sinnlos verlöschen, wie dieser (….) hier vor meinen Füßen?“

Organisierter Widerstand im KZ Buchenwald

Ab 1939 übernahmen politische Häftlinge wichtige Posten als Funktionshäftlinge, wobei auf internationale Besetzung geachtet wurde, um den Zusammenhalt im Lager zu stärken. Es bildete sich das Internationale Lagerkomitee (ILK) und miltärische Unterorganisationen. Besonders bedrohte Häftlinge wurden im Häftlingskrankenbau versteckt und mit der Identität eines Verstorbenen ausgestattet. Zuverlässige Widerständler konnten in das berüchtigte Lager Dora-Mittelbau eingeschleust werden, um dort gezielte Sabotage an den „Vergeltungswaffen“ V1/V2 zu verüben und Waffenteile herauszuschmuggeln. So verfügten die Widerstandsorganisationen über immer mehr Waffen.

Erich Dlabaja berichtet, dass die SS, die Angst um ihr Leben hatte, durch vorsichtiges Nachhelfen dazu gebracht wurde, einen Sanitäts-Trupp zu schaffen. 16 ausgesuchte Antifaschisten versahen neben Sanitäter-Einsätzen auch illegale Späh- und Verbindungsaufgaben und beschafften Waffen (u.a. von Gefallenen) für den geplanten Aufstand.

Anfang April 1945 kontaktierte die Führung des Internationalen Lagerkomitees die US-Armee, die sich dem Lager näherte, mit einem illegalen Funkgerät. Gleichzeitig wurden die oft tödlichen Evakuierungsmaßnahmen verzögert, um möglichst vielen Häftlingen das Leben zu retten.

Als Frontkämpfe in unmittelbarer Nähe des Lagers begannen und die meisten SSler den Lagerbereich verließen, sammelten sich die Häftlinge auf dem Appellplatz, überwältigten die restlichen Wachen, besetzten und öffneten die Tore, hissten die weiße Fahne, schalteten den Strom im Stacheldrahtzaun ab und verkündeten über Lautsprecher: „Kameraden, wir sind frei!“

Die US Truppen trafen am 11.4.1945 völlig überrascht auf bewaffnete Häftlinge, die den Schutz des befreiten Lagers übernommen hatten und etwa 220 Gefangene übergaben.

Barackenleben in Buchenwald am 16. April 1945, also kurz nach der Befreiung

Combat. Die unglaubliche Geschichte des Herbert Traube

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Herbert Traube: „So wie die meisten Überlebenden der Nazi-Zeit habe auch ich Jahrzehnte lang nicht darüber sprechen können, vergeblich versucht zu vergessen. Die damaligen Ereignisse waren tief in meinem Gedächtnis vergraben, bis es mir bewusst wurde, dass es unsere Pflicht ist, durch unser Zeugnis das Andenken an die damaligen Opfer wach zu erhalten und vor allem zu betonen, wie man aus friedlichen Bürgern hassende Bestien machen konnte.“

Herbert Traube wurde am 15. Juli 1924 in Wien in eine jüdische Familie geboren und lebte mit seinen Eltern und seiner Schwester in der Heinestrasse 17 im 2. Wiener Gemeindebezirk ein ruhiges, bürgerliches Leben. Vater Paul eröffnete dort als Dentist eine Zahnpraxis. Die Eltern pflegten ein gesellschaftliches Leben, besuchten Konzerte, Opern, „mein Vater spielte uns Kindern auf der Geige Auszüge aus den am Vortag gehörten Werken vor, meine Mutter sang oft dazu. Das sind einige Erinnerungen an die Kinderjahre, an das Leben bevor“.

Herbert Traube mit 14 Jahren, Reisepassbild

 

Die Machtübernahme der Nazis im März 1938: „Für uns, sowie für viele tausend andere, war es der Anfang vom Ende“. Sofort begannen die ersten Ausschreitungen gegen Juden und Jüdinnen. Bei den sogenannten ‚Reibpartien‘ wurden Jüdinnen und Juden  gezwungen, Wiens Straßen zu ‚reinigen‘.

Herbert Traube: „Ich kniete damals neben meinem Vater, eine Bürste in der Hand, von aufgehetztem Pöbel umgeben, mit einem Gefühl von Unverständnis. Was ist da auf einmal passiert? Wieso behandelt man uns wie Sträflinge, wie Sklaven? WARUM? Warum muss mein Vater buckeln und knien? Den Schrei ‚Saujud‘ hörte ich damals nicht zum ersten Mal, aber da wurde mir erst bewusst, was damit gemeint war. […] Dann kam die ‚Kristallnacht‘. Wir hörten das Geschrei, den Jubel, als der Tempel brannte. Meine Mutter hielt mich umarmt, mein Vater tröstete meine Schwester, von Schlafen war keine Rede.“

Juden müssen die Straßen reinigen (Archiv Martin Pollak)

Wie viele österreichische Jüdinnen und Juden im Zuge dieser gewalttätigen Ausschreitungen von NS-Kommandos ermordet wurden, auf Transporten starben oder sich das Leben nahmen, ist bis heute nicht geklärt. In WIen wurden 6.547 Menschen verhaftet, davon 3.755 nach Dachau deportiert.

Mehr als 4.000 Geschäfte wurden allein in Wien geplündert, zerstört und gesperrt, an die 2.000 Wohnungen ausgeraubt, 42 Synagogen und Bethäuser wurden in dieser Nacht in Brand gesteckt und verwüstet. Der Terror der Pogromnacht sollte das jüdische Kulturleben zerstören und die jüdischen Bürger*innen nachhaltig verängstigen. Die Pogrome, der Ausschluss der jüdischen Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben, die vielen ‚Arisierungen‘, Zwangsmaßnahmen und Erlässe gegen die jüdische Bevölkerung nahmen immer mehr zu und wurden vom größten Teil der nichtjüdischen Mitbürger*innen  nicht nur widerspruchslos zur Kenntnis genommen, sondern von vielen sogar aktiv mitgetragen. Viele Juden und Jüdinnen mussten ihren Besitz weit unter Wert an ‚arische‘ Interessent*innen verkaufen oder wurden enteignet und flüchteten – sofern möglich – ins Ausland.

Herbert Traubes Flucht führte ihn über Belgien nach Frankreich: „Nach der ersten Verhaftung meines Vaters in Brüssel waren wir Kinder mit unserer Mutter, wie tausende Belgier, nach Frankreich entkommen, wo wir alle als Flüchtlinge aufgenommen wurden. Aber nach der Machtübernahme von Marschall Pétain wurden wir „unerwünscht“ und kamen in ein bewachtes Sammellager, wo meine arme Mutter an mangelhafter Pflege, Unterernährung und Hoffnungslosigkeit umgekommen ist.“

Herbert Traube entkam dem Lager Rivesaltes und flüchtete als 16-jähriger nach Marseilles zu seinem Vater, von dem er Folgendes erzählt: „Er verschaffte sich einige Instrumente, eine Bohrmaschine mit Fußantrieb und konnte so viele andere Leidensgenossen in seinem winzigen Hotelzimmer behandeln. Ein Zahntechniker erlaubte ihm sogar Prothesen in seiner Werkstatt herzustellen.“

Herbert Traube schloss sich in Marseille einer Widerstandsgruppe an, die vom ‚American Friends Service Committee‘ getarnt wurde. Er war an einigen erfolgreichen Aktionen beteiligt, wie Verteilen von Flugzettel und Parolen an Hauswände schreiben, später wurde die Widerstandszeitschrift ‚Combat‘ herausgegeben.

„Im August 1942 gab es in Südfrankreich eine allgemeine Judenjagd, Deutschland verlangte die Auslieferung von 20.000 Juden aus der damals noch unbesetzten, von der Vichy-Regierung verwalteten, sogenannten Südzone. Mein Vater befand sich unter den Gefangenen, kam mit einem Deportationszug über Drancy nach Auschwitz, wo er wahrscheinlich gleich nach seiner Ankunft ermordet wurde.“

Aus einem Viehwaggon dieser Art konnte Herbert Traube während der Fahrt entkommen.

Auch Herbert Traube wurde verhaftet und in das Lager von Milles gebracht. Von dort sollte er über Rivesaltes – Drancy zur Endstation Auschwitz deportiert werden. Ihm gelang es jedoch, durch die Lüftungsöffnung des Viehwaggons zu klettern und vom fahrenden Zug zu springen. Nach einer abenteuerlichen Odyssee konnte er mit Hilfe der französischen Resistance unter falscher Identität in die Fremdenlegion eintreten – nach eigener Angabe die einzige Chance, der Verfolgung zu entgehen. Als Soldat war er nach Stationen in Nordafrika und Indochina an der Befreiung Stuttgarts und Vorarlbergs von der Naziherrschaft beteiligt. Das Kriegsende erlebte er nach einem Fußmarsch über den Arlberg in Österreich: „Ich konnte den Krieg mit den Alliierten beenden – am 8. Mai 1945 war ich in Vorarlberg, aber diesmal mit einer Waffe in der Hand.

Herbert Traube bei der Siegesfeier am 18. Juni in Paris

Später ließ sich Herbert Traube nach einer Tätigkeit als Ingenieur in Menton im Süden Frankreichs nieder, wo er 19 Jahre als Gemeinderat und Bürgermeisterstellvertreter aktiv war.

Seine Autobiographie »De Vienne à Menton: itinéraire peu commun d’un Juif né autrichien« erschien 2016 und wird im Juni 2020 in deutscher Übersetzung im Verlag der Theodor-Kramer-Gesellschaft veröffentlicht.

Herbert Traube am Ende seiner Ansprache zur Gedenksteinverlegung am 3.6.2018 für seine Eltern Ilka und Paul Traube in der Heinestraße 7 im 2. Wiener Gemeindebezirk: „Was bedeutet dieser Gedenkstein? Er soll vor allem eine Mahnung sein, ein Aufruf an das Gewissen! Niemals darf sich das damals Geschehene wiederholen, es ist unerlässlich beim kleinsten Auftauchen eines Zeichens von Rassenhass zu reagieren. Jeder, jede ist verantwortlich!“

Herbert Traube beim Interview am 7. Juni 2018

 

Staub von Städten. Widerstand im Exil

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„In der Emigration gab es keinen windstillen Winkel; das Exil erlaubte keine weltabgewandte Haltung, es stellte den Vertriebenen immer wieder vor praktische Aufgaben, es führte ihn immer wieder dazu, den Anschluß an Schicksalsgefährten zu suchen.“ (Franz Carl Weiskopf)

Flucht

Bereits 1934 nach dem Aufstand gegen den Austrofaschismus flohen hunderte in die Tschechoslowakei, Schweiz und Sowjetunion sowie nach Frankreich und Belgien.

Der bereits mit dem ‚Anschluss‘ am 11. März 1938 einsetzende Terror der Nazis gegen die jüdische Bevölkerung löste eine Massenflucht aus. Bis zum Mai 1939 verließen etwa 100.000 Menschen unter schwierigsten Bedingungen, wie z.B. bürokratische Schikanen, Enteignungen etc., das Land. Es war sehr schwierig, ein Asylland zu finden, da die meisten Länder trotz einer im Sommer 1938 in Frankreich abgehaltenen internationalen Flüchtlingskonferenz an ihrer restriktiven Flüchtlingspolitik festhielten bzw. diese noch verschärften.

Neben den österreichischen Juden und Jüdinnen ergriffen auch vom NS-Regime verfolgte kommunistische, sozialdemokratische, christlichsoziale und monarchistische Aktivist*innen die Flucht.

Viele der Emigranten schlossen sich im Exil zu Organisationen zusammen, deren Ziel es war, die Weltöffentlichkeit über die Verbrechen des NS-Regimes aufzuklären und die Verbindungen zum Widerstand in den Herkunftsländern aufrechtzuerhalten.

Widerstand

Paris wurde bis zum Angriff durch Nazi-Deutschland 1940 zum Zentrum der österreichischen politischen Exilgruppen. Nach der deutschen Okkupation Frankreichs und Belgiens schlossen sich ca. 200 Österreicher*ìnnen der dortigen Résistance an.

Österreichische Partisan*innenkompanie in der belgischen Widerstandsbewegung.

Irma Schwager war eine von ihnen. Sie kam nach ihrer Flucht aus Wien über Belgien ins besetzte Frankreich zur TA (Travail-Anti-Allemand):

„Mit falschen Papieren als Elsässerinnen getarnt, […] hatten wir, aufgrund unserer Sprachkenntnisse, die Aufgabe, mündliche und schriftliche Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit unter den Besatzungssoldaten zu leisten, […] d.h. wir versuchten sie von der Sinnlosigkeit des Krieges und vom wahren Charakter des Nationalsozialismus zu überzeugen. Wenn möglich, gaben wir ihnen Flugblätter und gewannen sie als Mitkämpfer. […] Es war keine leichte Sache. […] Anfangs waren die meisten Soldaten, die wir trafen, noch vom Endsieg der Deutschen überzeugt. Wir erlebten die tiefen Spuren, die die Nazipropaganda bei den Soldaten hinterlassen hatten. Viele glaubten an die Naziphrasen von der ‚neuen Ordnung‘, die sie dem ‚dekadenten‘ Europa bringen wollten. Rassismus, Antisemitismus und Herrenmenschentum waren tief verwurzelt. […] Wenn es uns gelang, diese Männer zum Nachdenken darüber zu bringen, daß die sauberste Straße, die gebügelte Hose und die schönste Frisur nichts wert sind, solange man nichts empfindet, wenn ein Mensch gedemütigt, verfolgt und erschossen wird, dann war das schon ein Erfolg. […] Die Gefahr dieser Tätigkeit war groß. Die Deutschen haben geglaubt, daß wir eine sehr große Organisation sein müssen, weil die Flugblätter an den verschiedensten Stellen aufgetaucht sind. […] Wir haben sie über die Kasernenmauern geworfen, auf Parkbänke gelegt, in Kinos liegengelassen und auf Alleebäume geheftet. […] Der Wirkungsgrad unserer Widerstandstätigkeit ist kaum quantifizierbar. Er hat aber dazu beigetragen, manchem die Augen zu öffnen, antifaschistisches Bewußtsein zu bilden und Widerstand zu fördern.“

Später Irma Schwager wurde nach Belgien geschickt und baute mit Österreicher*innen aller politischen Schattierungen in Brüssel die Österreichische Freiheitsfront (ÖFF) auf. Ab Anfang 1944 wurden bewaffnete Partisanengruppen gebildet, die Attentate auf deutsche Munitionstransporter, Autos und Militäreinrichtungen verübten. Weiters wurden in der Nähe von Kasernen Parolen auf Hauswände gemalt, z.B.: ”Genug krepiert, genug marschiert und endlich mal nachhaus marschiert“.

In den Armeen Großbritanniens, Frankreichs, der USA, der Sowjetunion und in der Fremdenlegion kämpften tausende österreichische Flüchtlinge. Allein zum britischen Kriegsdienst meldeten sich mehr als 3.500 Österreicher.

Die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, die von Istanbul aus Kontakt zu anderen außerösterreichischen, kommunistischen Widerstandsgruppen aufgenommen hatte, kehrte 1940 aus dem sicheren Ausland nach Wien zurück, um sich am Widerstand zu beteiligen. Ihre Aufgabe, den Leiter der neugegründeten KPÖ-Untergrundorganisation außer Landes zu schaffen, gelang nicht. Sie wurde, verraten vom eingeschleusten Gestapospitzel ‚Ossi‘ (Kurt Koppel), gefangen genommen, zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt und in das Frauengefängnis Aichach in Bayern gebracht, wo sie 1945 die Befreiung erlebte.

Über Anna Krommer

Die Urheberin des Gedichtes »Staub von Städten«, Anna Krommer, geboren am 31. März 1924 in Dolný Kubín (Tschechoslowakei), floh 1933 mit ihrer Familie nach Großbritannien. Von 1946 bis 1947 arbeitete sie als Briefzensorin für die US-amerikanische Militärbehörde in Offenbach. 1948 reiste sie nach Israel, seit September 1952 lebt sie in den Vereinigten Staaten. Sie veröffentlichte zahlreiche Gedichte, Erinnerungen, Reiseberichte und Essays.
Der von uns vertonte Text findet sich im Buch Staub von Städten. Ausgewählte Gedichte. Theodor Kramer Gesellschaft. Wien 1995.

Anna Krommer mit ihrem Vater

Junge Partisanin. Selbst mein Tod ist Widerstand.

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„[M]an denkt gar nix, man denkt nit an zu Haus, man denkt nur, daß man irgendwas organisieren, irgendeine Sabotage machen muß, damit es dem Hitler und den Faschisten schadet. […] Ich hab immer eine Bombe bei mir gehabt, eine Handgranate, die war bestimmt für mich, bevor ich unter die Deutschen falle, da hätt ich diese Bombe gezogen.“ (Johanna Sadolschek-Zala im Sammelband über Frauen im antifaschistischen Widerstand: »Der Himmel ist blau. Kann sein.«)

Nach dem ‚Anschluss‘ an Nazideutschland wuchs auch in Österreich eine bewaffnete Widerstandsbewegung: Die Partisan*innen. Das Ziel war es, Kriegsmaterial der Feinde zu vernichten, Stützpunkte anzugreifen und Wehrmachtsoperationen zu behindern.                                       

In Kärnten schloss sich vor allem die slowenische Bevölkerung der Partisan*innenbewegung an. Der Grund war die seit 1938 vermehrte Politik der ‚Germanisierung‘, die die NS-Herrschaft mit Diskriminierung, Repressalien, Vertreibung und Verschleppung der Kärntner Slowen*innen vorantrieb.

Nicht nur in Kärnten, unter anderem auch im Leobener Raum, im Salzkammergut, Ausseerland, waren Partisan*innengruppen aktiv. Voraussetzung für die Schlagkraft der Partisan*innen war die breite Unterstützung in der Bevölkerung, welche den bewaffneten Kampf erst ermöglichte (in der Gegend um Eisenkappel/Železna Kapla unterstützen ca. 90% der Ansässigen die Partisan*innen).

Johanna Sadolschek-Zala, Partisanin aus Kärnten/Koroška (Aus der Sammlung „Frauen im Widerstand“,  von Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik, Lisbeth N. Trallori)

Frauen schufen jene Infrastruktur und Logistik, ohne die ein organisierter Widerstand gar nicht möglich gewesen wäre. Dazu gehörten Kurierdienste, Ausspähen wichtiger Informationen, Warnung vor Razzien, Schmuggeln von illegalem Material, Gewährung von Unterschlupf und die Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln. Aber auch als politische Funktionärinnen oder als Mitglieder bewaffneter und militärischer Verbände waren Frauen aktiv.

Um die Partisan*innen von der Bevölkerung zu isolieren, wurden sie von den Nationalsozialisten ‚Banditen‘ genannt. Bestimmte Regionen wurden zum ‚Bandenkampfgebiet‘ erklärt, d.h. diese Gebiete durften nur mit Sondergenehmigung betreten werden. Im Leobener Raum wurden Steckbriefe mit Kopfgeld aufgehängt.

Ein deutscher Soldat untersucht das Gewehr einer gefallenen Partisanin

 

Über den Song

»Shtil, di nakht iz oysgeshtern« (Still, die Nacht ist voller Sterne) – die gesummte Melodie im Hintergrund – ist ein jiddisches Lied, das im Sommer 1942 von Hirsh Glick, einem jungen jüdischen Poeten und Partisanen, im Ghetto von Wilna nach einer russischen Volksmelodie geschrieben wurde.  Er schrieb es aus Bewunderung für Vitka Kempner, die, kaum zwanzig, die erste geglückte Sabotageaktion gegen die deutsche Wehrmacht in Litauen verübte. Die Mitbegründerin der jüdischen Widerstandsorganisation ‚Fareynikte Partizaner Organizatsye‘ (FPO), einer Organisation jüdischer Partisan*innen aus dem Wilnaer Ghetto, sprengte nach einer 30 km langen Wanderung einen deutschen Militärzug, der Waffen an die Ostfront transportieren sollte, mit einer selbstgebauten Bombe in die Luft.

Weiters legte Vitka Kempner die Elektrostation in Wilna lahm, um dann in das KZ Kajlis einzudringen und sechzig Insassen zu befreien und in ein Partisan*innenlager im Wald zu bringen.

1943 entkamen mehrere Untergrundkämpfer*innen, unter ihnen Abba Kovner und Vitka Kempner, durch die Stadtkanalisation aus dem Ghetto Wilna. In den umliegenden Wäldern führten sie fortan einen Partisan*innenkrieg, bis die Rote Armee Litauen im Sommer 1944 einnahm. Nach Kriegsende heirateten die beiden und gingen nach Israel. Vitka Kempner starb  2012, im Alter von 92 Jahren.

Roska Korczak-Marla, Abba Kofner & Vitka Kempner (v.l.n.r.) bei der Befreiung von Wilna 1944

Hirsh Glick starb bereits 1944. Er überlebte sechs verschiedene Konzentrationslager, ehe er im Kampf gegen deutsche Soldaten fiel.

Still, die Nacht ist voller Sterne,
und der Frost hat stark gebrannt.
Gedenkst Du noch, wie ich Dir beigebracht hatte,
eine Pistole in der Hand zu halten.

Ein Mädchen, ein Pelz und ein Barett,
und hält in der Hand fest eine Pistole,
ein Mädchen mit einem samtenen Gesicht,
hält auf die Karawane der Feinde.

Gezielt, geschossen und getroffen,
hat ihre kleine Pistole.
Ein Auto gefüllt mit Waffen,
aufgehalten hat sie es mit einer Kugel.

Am nächsten Tag aus dem Wald gekrochen,
mit Schneegirlanden auf den Haaren,
ermutigt von einem kleinen Sieg,
für unsere neue, freie Generation.

Hirsh Glick

 

Über die Autoren

Der Text »Junge Partisanin« stammt von Hugo Abel (*1906 in Wien, †1961 in Wien). 1937 und 1938 veröffentlichte er zwei Gedichtbände. 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen, 1944 desertierte er zur Roten Armee, wo er als Radiopropagandist an der Front tätig war. 1945 kehrte der nach Österreich zurück und arbeitete in der Alliierten Briefzensurstelle. Als (vorübergehender) Kommunist schrieb er zahlreiche Beiträge in kommunistischen Zeitungen. Zwischen 1949 ung 1954 erschienen drei weitere Gedichtbände.

Der zweite Teil des Textes, »Upor« (Widerstand) wurde von Andrej Kokot (*1936 in Oberdorf/Zgornja vas, †2012 in Klagenfurt/Celovec) geschrieben. 1942 wurde er als Sechsjähriger mit seiner Familie ausgesiedelt und lebte bis 1945 in deutschen
Lagern. Von 1963 bis1980 war er Sekretär des Slowenischen Kulturverbandes SPZ in Klagenfurt/Celovec, von 1980 bis 1991 Kulturredakteur der Wochenzeitschrift »Slovenski vestnik«. Er schrieb Lyrik und Prosa und übersetzte aus dem Slowenischen und ins Slowenische (Erich Fried, Michael Guttenbrunner, Peter Handke u.a.).

Schlurf. Jugendopposition gegen den Gleichschritt

Zum Songdownload (gratis oder Spende): https://lautfragen.bandcamp.com

„Vielleicht kennst du die Schlurfs. Nur weisst du, wieso der Schlurf entstanden ist? Sie waren gegen Zwang. Die wollten sich einfach nicht dirigieren lassen“, so Paul Vodicka, Wiener Widerstandskämpfer und Zeitzeuge, in einem Interview im Juni 2018 (im Song zu hören ab 1:56).

Die Schlurfs waren eine österreichische Jugendsubkultur, die alles ablehnte, was die Nationalsozialisten anzubieten hatten: Konformismus, Rassismus, Militarismus, Arbeitsethos, Autoritarismus und Gleichschaltung. Stattdessen orientierten sie sich an der amerikanischen Populärkultur, vor allem der Swing hatte es ihnen angetan. Im Gegensatz zu den deutschen Swing Kids oder den französischen Zazous waren die Schlurfs eine Bewegung aus der Arbeiter*innenklasse. Öffentlich traten sie erstmals 1939 in Erscheinung.

Für die Optik galt die Maxime Auffallen: übergroße Sakkos, lange, pomadisierte Haare, bunte Hemden oder Pullover, Krawatten oder Halstücher in grellen Farben, Schuhe mit gedoppelten Sohlen und Hüte mit vorne nach unten gebogener Krempe. Die Gürtel wurden stets offen gelassen, sie sollten nach unten hängen. Die weiblichen Schlurfs (‚Schlurfkatzen‘) trugen auffallend bunte Kleidung, knielange Röcke und hochgesteckte Frisuren. Aus materiellem Mangel war diese modische Idealvorstellung jedoch häufig von Kompromissen geprägt.

Der Begriff ‚Schlurf‘ war ein alter österreichischer Begriff für ‚Müßiggänger‘, spätestens ab den 1930er Jahren aber auch für ‚Zuhälter‘. Der Name war eine Zuschreibung von außen, die von den Anhänger*innen der Subkultur teilweise abgelehnt, teilweise aber auch als ironische Selbst-Stigmatisierung übernommen wurde.

Schlurfs in Wien

Schlurfs gab es vor allem in Wien und in Niederösterreich, ein Haupttreffpunkt war der Wiener Prater. Zu Beginn unterschied sich das Verhalten nicht besonders von dem vieler heutiger Jugendlicher: Der Besuch von Tanzveranstaltungen, öffentliches Rauchen, der Besuch von Bars und das Tragen extravaganter Kleidung. Das NS-Regime hatte jedoch eine wesentlich diszipliniertere und parteitreuere Jugend als Ziel. Am 9. März 1940 wurde eine einheitliche Regelung des Verhaltens Jugendlicher in der Öffentlichkeit erlassen: Jugendlichen unter 18 Jahren wurde es verboten, öffentlich zu rauchen und Gaststätten oder Kinoveranstaltungen nach 21 Uhr ‚ohne Begleitung des Erziehungsberechtigten‘ zu besuchen. Die Teilnahme an öffentlichen Tanzveranstaltungen ohne Erziehungsberechtigte war ihnen überhaupt untersagt. Darüber hinaus durften sich Jugendliche unter 18 nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr in der Öffentlichkeit aufhalten (‚herumtreiben‘). Spätestens mit dieser Verordnung wurde ‚Schlurf‘-Sein zum Delikt, schließlich zählten die demonstrativ gerauchte Zigarette oder der Besuch von Tanzveranstaltungen zu wichtigen Bestandteilen des Stils.

Schlurfs gegen Hitlerjugend

Mit ihrem rebellischen, antiautoritären Auftreten waren die Schlurfs das Gegenstück zur Hitlerjugend – und die HJ bald das Hauptfeindbild der Schlurfs. Schlurfs, die nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs waren, wurden häufig vom Streifendienst der HJ aufgegriffen, zur nächsten Polizeistation gebracht und dort
vorgemerkt. Um Übertretungen der Polizeiverordnungen zu ahnden, wurde der „Jugendarrest“ eingeführt, der von einem Wochenende bis zu einem Monat dauern konnte. Zur selben Zeit, als der „Jugendarrest“ beschlossen wurde, berichtete die
Gestapo-Leitstelle Wien zum ersten Mal von Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und Angehörigen der Hitlerjugend: Am 20. September 1940 wurden drei Jugendliche festgenommen,
die zwei Tage zuvor einen HJ-Stammführer ‚überfallen‘ hatten. Im Frühjahr 1941 mehrten sich die Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und HJ. Im März 1941 stellte die Gestapo folgendes fest: „In den letzten Tagen langten verschiedentlich Mitteilungen ein, dass Angehörige der Hitler-Jugend in den Abendstunden auf dem Heimwege von ihren Versammlungslokalen von halbwüchsigen Burschen angestänkert und teilweise auch misshandelt wurden.“ Angesichts solcher ‚Überfälle‘ auf die HJ richtete die Wiener Gestapo eigene Arbeitsgruppen ein. Eine beliebte Maßnahme gegen die Schlurfs wurde das Abschneiden der langen Haartracht. Diese Zerstörung des wichtigen Stilelements wurde von den Schlurfs auf ihre Weise beantwortet: Zöpfe von BDM-Mitgliedern wurden abgeschnitten und HJ-Abzeichen abgerissen. Selten kam es auch zu großen Aktionen: So bildeten sich vorübergehend Großgruppen mit circa 50 und mehr Schlurfs, die nicht nur auf Streifendienste, sondern auch auf HJ-Heime Angriffe unternahmen.

Die HJ machte unterdessen Vorschläge zur Neugestaltung des Tanzlebens – eine gesittete Tanzkultur sollte den Jazz mit seinem „jüdisch-frivolen Rhythmus“ ersetzen. Erfolgreich war man damit nicht: Als bei der Veranstaltung »2 Stunden Frohsinn« in den Sofiensälen Volks- und Jugendlieder gesungen wurden, störten geladene Jugendliche, unter ihnen viele Schlurfs, das vorgesetzte Programm durch Lachen und übertriebenen Applaus.

Das NS-Regime gegen die Schlurfs

Da die Angriffe auf die Hitlerjugend alltäglich blieben, wurde es als notwendig angesehen, den Krieg gegen die Schlurfs mit aller Brutalität zu führen. Am 26. Januar 1942 schrieb Heinrich Himmler an SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich: „Meines Erachtens muss jetzt aber das ganze Übel ausgerottet werden. Ich bin dagegen, dass wir hier nur halbe Maßnahmen treffen. Alle Rädelsführer, und zwar die Rädelsführer männlicher und weiblicher Art, die feindlich eingestellt sind und die ‚Swing-Jugend‘ unterstützen, sind in ein Konzentrationslager einzuweisen. Dort muss die Jugend zunächst einmal Prügel bekommen und dann in schärfster Form exerziert und zur Arbeit angehalten werden … Der Aufenthalt im Konzentrationslager muss für diese Jugend ein längerer, 2 bis 3 Jahre sein. Es muss klar sein, dass sie nie wieder studieren dürfen. Bei den Eltern ist nachzuforschen, wie weit sie das unterstützt haben. Haben sie es unterstützt, sind sie ebenfalls in ein Kl. zu verbringen und das Vermögen ist einzuziehen. Nur, wenn wir brutal durchgreifen, werden wir ein gefährliches Umsichgreifen dieser anglophylen Tendenz in einer Zeit, in der Deutschland um seine Existenz kämpft, vermeiden können.“

Gegen Ende des Krieges werden die Berichte über die Schlurfs weniger. Manche Schlurfs wurden, als ‚arbeitsscheu‘ oder ‚asozial‘ eingestuft, in das ‚Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf‘ oder in die ‚Strafanstalt in Rebdorf‘ eingewiesen, andere wurden, teilweise frühzeitig, zur Wehrmacht eingezogen. Weibliche Schlurfs wurden in das Jugendkonzentrationslager und spätere Vernichtungslager Uckermark nahe dem KZ Ravensbrück eingeliefert.

Nach dem Krieg

Auch nach dem Krieg blieben die Schlurfs ein Feindbild der Obrigkeit. Ihr Hedonismus wurde als mangelnde Bereitschaft, sich am ‚Wiederaufbau‘ zu beteiligen, ausgelegt. 1948 rief der Polizeipräsident Josef Holaubek die Wiener Jugend dazu auf, „das zerrottete Schlurfwesen in jeder Form fanatisch abzulehnen“. Als auf der Wientalpromenade des Stadtparks 1957 Lampen errichtet wurden, bezeichnete man dies als ‚Entschlurfungsaktion‘. Bis ins Jahr 2006 fand sich im österreichischen Wörterbuch die Definition „Schlurf: Ein langhaariger, auffällig modisch gekleideter, arbeitsscheuer Bursche“. Aber auch in der Linken wurden die oppositionellen Tätigkeiten der Schlurfs wegen ihres als mangelhaft empfundenen (partei-)politischen Bewusstseins ignoriert.

Karikatur des „arbeitsfaulen Schlurfs“, Neues Österreich

 

Über den Song

Unser Song »Schlurf« besteht aus zwei Teilen: Der erste Textteil stammt aus einem Brief des Kreisleiters der NSDAP Gau Wien Kreisleitung VII an die Gestapo-Leitstelle Wien. Es gibt verschiedene Versionen des Textes, die Urheber*innen sind unbekannt. Mit der Drohung, Polizei, HJ und BDM mit Messern („langer Mann“) zu attackieren, gehört er zu den radikalsten Widerstandstexten. Es ist nicht klar, zu welcher Melodie dieser Text gesungen wurde, am wahrscheinlichsten aber zu »FD 79« von Ernst Weilandt (1942).
Der zweite Teil des Textes ist ein Auszug aus der sogenannten »Schlurfhymne«, eine Adaption des Lale Andersen-Schlagers »Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei« (1941).

Nie wieder! Irma Trksak, Antifaschistin bis zum letzten Atemzug

Zum Songdownload (gratis oder Spende): https://lautfragen.bandcamp.com 

„Weißt du, wie wichtig Singen war? Nie hätt’ ich das missen wollen. Ich glaube nicht, dass ich sonst alles so überstanden hätte. Ich nicht. Und die anderen auch nicht. Das Ausdrücken deiner Gefühle war so eine Hilfe. Du legst ja Trauer, Schmerz oder Liebe in das, was du liest oder singst. Mit anderen zu singen war wie etwas Schönes schaffen. So ein Tupferl Glück im großen Meer des Grausamen.“ (Irma Trksak, 2007)

Irma Trksak wurde am 2.10.1917 in Wien als zweites von vier Kindern in eine slowakische Einwandererfamilie geboren.
Der Vater, Stephan Trksak, war überzeugter Kriegsgegner und engagierte sich nach Kriegsende als Sozialdemokrat bei der Gewerkschaft der Metallarbeiter.                             

Irma Trksak besuchte die tschechische Volksschule in der Karajangasse (1938 war hier ein Gestapogefängnis, in dem Häftlinge bis zu ihrem Transport nach Dachau zu Hunderten in den Klassenräumen eingepfercht waren – unter ihnen Dr. Bruno Kreisky und Fritz Grünbaum. Heute befindet sich im Keller der Schule eine Gedenkstätte). Nach der Matura am tschechischen Comensky-Realgymnasium machte sie in Prag eine Ausbildung zur Lehrerin und unterrichtete anschließend in Wien.

Schon 1934, mit Beginn des austrofaschistischen Regimes, lernte sie als 16jährige die Illegalität kennen, nachdem sämtliche sozialdemokratischen Vereine, auch ihr Turnverein, verboten wurden.

Empört über die Brutalität der Nazis gegen Minderheiten wurde Irma Trksak zusammen mit ihrem Bruder Jan, ihrem Freund Ludwig Stêpánik, ihren Kolleg*innen aus dem Turnverein Alois und Marie Houdek, Antonia Bruha u.a. in einer Widerstandsgruppe aktiv, die z.B. Brand- und Sprengstoffanschläge gegen Wehrmachtseinrichtungen verübte: „Wir haben in der Lobau und Schwechat Strohtristen und Getreidespeicher, die Militärgut waren, angezündet. Unter anderem haben wir auch einen Lagerplatz in Groß Enzersdorf niedergebrannt. […] Die Idee Houdeks war es, uns zu diesen Aktionen immer als Liebespaar loszuschicken… Wir fuhren mit der Straßenbahn – als Liebespaar getarnt – ins Grüne, und während wir einander küssten, versuchten wir den Zündapparat zu installieren. Wenn es nicht so ein ernstes Unterfangen gewesen wäre, hätten wir manchmal vor Lachen nicht agieren können, da wir schon einiges schauspielerisches Talent brauchten, um einerseits den Zündkörper heimlich so anzubringen, dass er auch funktionierte, andererseits uns fröhlich und verliebt in die Arme zu sinken. Wir wollten mit diesen Aktionen die Bevölkerung aufmerksam machen und dem Regime zeigen, dass nicht alle in diesem Land mit dieser Regierung einverstanden waren. Aber wir haben niemals Menschenleben gefährdet.“

Irma Trksak beschreibt noch andere Widerstandstätigkeiten: „Wir haben zum Beispiel an die Soldaten geschrieben […]. Das sei nicht ihr Krieg, das sei der Krieg der Nationalsozialisten, die die Völker unterjochen und ausrotten und ganze Länder ausplündern. Auf diese Art haben wir so genannte Kettenbriefe geschrieben und am Ende dieser Briefe die Soldaten dazu aufgefordert, die Briefe weiterzugeben. Wir haben dann später erfahren, dass diese Flugschriften tatsächlich weitergegeben und verbreitet wurden. […] Wir haben uns damals vorgenommen, wo immer es uns möglich wäre, Sand in das Kriegsgetriebe zu streuen, um die Maschinerie aufzuhalten. Wir haben außerdem versucht, Kontakt zu Eisenbahnern zu bekommen, um sie dafür zu gewinnen, die Fahrpläne nicht einzuhalten, damit das Kriegsmaterial nicht so schnell an die Front kommt oder auch die Transporte mit den Deportierten nicht so schnell in den Lagern eintreffen.“
Außerdem fuhr Irma Trksak mehrmals in die Tschechoslowakei, um Verbindung zu Mitgliedern einer tschechoslowakischen Widerstandsgruppe aufzunehmen und gemeinsame Aktionen zu planen.

Erkennungsdienstliche Aufnahme von Irma Trksak, September 1941

Die Gruppe suchte Kontakt zur zentralen Leitung der KPÖ und geriet dabei an den Gestapospitzel Kurt Koppel (‚Ossi‘). Daraufhin kam es ab September 1941 zu Verhaftungen. 20 Mitglieder wurden am 6. November 1941 im Rahmen einer ‚Sonderbehandlung‘ im KZ Mauthausen erschossen.

Sabotage und Widerstand im KZ

Irma Trksak konnte trotz vieler Monate in Einzelhaft und zahlreicher Demütigungen den zahlreichen Verhören widerstehen und verriet niemanden. Im September 1942 wurde sie schließlich ohne Prozess zusammen mit Antonia Bruha und 12 weiteren Frauen aus der Widerstandsgruppe in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie anfangs zum politischen Block von Rosa Jochmann kam und im Siemenslager Zwangsarbeit leisten musste. Irma Trksak berichtet von Sabotageaktionen: „Die Russinnen haben Knoblauch mitgebracht. […] Sie haben die Finger damit eingerieben und dann diese empfindlichen Teile berührt. Die sind angelaufen und waren unbrauchbar. Oder sie haben diese kostbaren Federn genommen und ins Klo geworfen, das hat die Produktion verzögert. Über diese Sabotagen hat man mit niemandem geredet.“

Als Schreiberin fälschte Irma Trksak Statistiken über die Arbeitsleistung der Häftlinge, um diejenigen zu schützten, die das Arbeitssoll nicht erbringen konnten. Weil sie als Stubenälteste politische Aktivitäten und politische Diskussionen duldete, wurde sie 1945 in das benachbarte Lager Uckermark strafversetzt und entkam nur knapp der dortigen Vernichtungsmaschinerie.

Am 29. April 1945 gelang ihr zusammen mit vier Freundinnen die Flucht vom letzten sogenannten Evakuierungsmarsch.

Zurück in Wien

Neben ihrer Berufstätigkeit und ihrem Dasein als Alleinerzieherin engagierte sich Irma Trksak intensiv in der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück, die offiziell am 24. Mai 1947 begründet wurde: „Jeder von uns war mit seinen Erinnerungen allein. Lange konnten wir mit niemandem über unsere Erlebnisse im Gefängnis und Konzentrationslager sprechen. Ich wollte niemanden belasten mit den Schrecknissen, die hinter mir lagen. Oft holten mich aber die Bilder der Gewalt, des Sterbens, der Unmenschlichkeit ein, verfolgten mich in Träumen und Todesangst steckte tief in mir. Es ging vielen so und eines Tages beschlossen wir Frauen, eine Gemeinschaft zu gründen… Wir wollten gegen Faschismus, Nazismus, Neofaschismus sowie gegen Unterdrückung von Menschen und Demokratie kämpfen. Wir wollten für Unabhängigkeit, Freiheit, Demokratie und Neutralität eintreten und so kam es zu der Gründung der Lagergemeinschaft Ravensbrück.“

1947 war sie Zeugin in den Hamburger Ravensbrück-Prozessen.
Am 11. Juli 2017 verstarb Irma Trksak in ihrem 100. Lebensjahr.

Bei den Gedenkfeiern in Ravensbrück wird jedes Jahr ihre Forderung „Wir wollen nicht nur gedenken, sondern auch mahnen!“ von Aktivistinnen bekräftigt.

Irma Trksak (Foto: Marion Framke)

Was man Leben nannte. Antonia Bruhas Leben für den Widerstand

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„Viele Gedichte habe ich mir in meiner Lagerzeit ausgedacht. Keine wertvollen Dichtungen, nur meine Gedanken über jeweils Erlebtes, in schlaflosen Nächten Zusammengereimtes. Sätze, die mich gegen die Grausamkeit, die um mich wütete, abschirmen sollten. Ich habe sie dann auf zerknüllte Papierfetzen, die der SS-Arzt in den Papierkorb warf, geschrieben und an einem versteckten Ort aufbewahrt. Alle diese Zettel gingen mir verloren, nur einige Gedichte habe ich im Gedächtnis behalten und sie nach unserer Befreiung aufgeschrieben – ohne zu wissen, ob sie jemals jemand lesen würde.“ (Antonia Bruha)

Antonia Bruha wurde am 1. März 1915 in Wien geboren. Da ihre Mutter aus Südböhmen stammte, besuchte sie eine tschechische Schule. Schon früh schloss sie sich sozialdemokratischen Kreisen an und war mit ihrem Mann bereits während des Austrofaschismus im Widerstand aktiv. Sie schrieb für die tschechische Arbeiterpresse Kurzgeschichten, Gedichte und Artikel und schmuggelte die »Arbeiter-Zeitung« von Brünn über die Grenze.

1938 schloss sie sich gemeinsam mit ihrem Mann einer überparteilich geführten Widerstandsgruppe der Wiener TschechInnen an und verfasste und verteilte Flugblätter über die Bedrohung durch die nationalsozialistische Diktatur.

Sie beteiligte sich an Sabotageaktionen und Brandanschlägen auf Wehrmachtseinrichtungen und und hielt als Kurierin den Kontakt mit dem tschechischen Widerstand aufrecht.

1941 wurde Antonia Bruha verhaftet. Sie wurde geschlagen und mißhandelt, ihre drei Monate alte Tochter wurde ihr weggenommen und als Druckmittel verwendet. Nach einem Jahr Gefangenschaft im Polizeigefangenenhaus Rossauer Lände und im Bezirksgefängnis Schiffamtsgasse, viele Monate davon in Einzelhaft, wurde sie im September 1942 in das Frauen-KZ Ravensbrück deportiert.

Antonia Bruha

 

Widerstand im KZ Ravensbrück

Auch in Ravensbrück leistete Antonia Bruha zusammen mit anderen inhaftierten Frauen Widerstand und versuchte Leben zu retten, wo sie konnte. Anfangs musste sie Transportwagen schieben und in der Schneiderei arbeiten, bald hatte sie jedoch als Revierläuferin eine wichtige Position inne, die sie für ihr Engagement im illegalen internationalen Lagerkomitee nützte. Bruha war etwa an der Rettungsaktion von Toni Lehr, Gerti Schindel und Edith Wexberg beteiligt: Die drei für die Hinrichtung vorgesehenen Häftlinge wurden von Mithäftlingen monatelang versteckt. Eine Häftlingsärztin operierte zweien von ihnen die in Auschwitz-Birkenau eintätowierte Nummer heraus. So konnten sie als Französinnen getarnt mit dem Schwedischen Roten Kreuz aus dem Lager geschmuggelt werden. Am 28. April 1945 gelang Antonia Bruha die Flucht vom Evakuierungsmarsch.

Zwangsarbeiterinnen im KZ Ravensbrück

 

Gegen das Vergessen

Nach 1945 trat Antonia Bruha der KPÖ bei und widmete sich der antifaschistischen Aufklärung. 1947 gründete sie zusammen mit anderen die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück, wo ab 1980 eine Dokumentensammlung zum KZ Ravensbrück aufgebaut wurde, die sie im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes in 30-jähriger ehrenamtlicher Arbeit betreute.

Seit den 1960ern trat Antonia Bruha auch als Zeitzeugin in Schulen auf, schrieb ihre Autobiographie (»Ich war keine Heldin«) und wurde für ihre Tätigkeit im Widerstand mit etlichen in- und ausländischen Ehrungen ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie 2001 das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien.

Am 27. Dezember 2006 starb Antonia Bruha und wurde am Zentralfriedhof in Wien bestattet.

Antonia Bruha

 

Die Toten vom Februar. Der antifaschistische Aufstand 1934

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Aus »So starb eine Partei« von Jura Soyfer: „Da waren sie […] in einem kleinen Sekretariat eingenistet. Was außerhalb lag, war Fremde. Der Bezirk, wo sie geboren und aufgewachsen waren, der prächtige, laute, wimmelnde Arbeiterbezirk schwieg erstarrt im Jännerkot, weil Militärautos durch die Straßen rumpelten. Die Stadt, die das ‚Rote Wien‘ hieß, war eine scheue, fast feindselige, eine fremde Stadt. Sie fühlten sich vergessen, verlassen und sehr einsam…“

Sozialdemokratisches Wahlplakat

Die Vorgänge im Februar 1934 in Österreich sind von welthistorischer Bedeutung: Zum ersten Mal setzen sich Arbeiter*innen bewaffnet gegen eine faschistische Machtergreifung und die Vernichtung der Demokratie zur Wehr.

Anfang der 1930er Jahre steigt die Arbeitslosigkeit in Österreich in den Wintermonaten auf 30%. Eine massive Kürzungspolitik beginnt, die sich gegen die Errungenschaften der Frauen-, Räte- und Arbeiter*innenbewegung wandte. Gleichzeitig werden Polizei und Bundesheer von der Regierung komplett ‚umgefärbt‘, unterstützt von Mussolini, der auf die Ausschaltung der Demokratie und ein Verbot der sozialdemokratischen Arbeiter*innenbewegung drängt.

Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen politischen Gegnern gehören seit 1929 zum Alltag. Am 18. Mai 1930 bekennen sich die Heimwehren (paramilitärische Einheiten, die dem ‚christlichsozialen‘ Lager nahestanden) im ‚Korneuburger Eid‘ eindeutig zum ständestaatlichen Faschismus. U.a. heißt es da: „Wir verwerfen den westlich-demokratischen Parlamentarismus und den Parteienstaat.“

Am 4.März 1933 schaltet Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Parlament aus und regiert von nun an mit dem ‚Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetz‘ aus dem Jahr 1917 ohne Volksvertretung. Der Republikanische Schutzbund (die paramilitärische Organisation der Sozialdemokrat*innen) und die Kommunistische Partei Österreichs werden verboten.

Aufmarsch der Heimwehrtruppen vor dem Karl-Marx-Hof

Unter dem Vorwand, Waffen zu suchen, werden schikanös immer wieder Arbeiter*innenheime und Wohnungen durchsucht, Papiere beschlagnahmt und Funktionär*innen in Haft genommen. Der Republikanische Schutzbund wird dadurch demoralisiert, dass er vom sozialdemokratischen Parteivorstand immer wieder den Befehl bekommt, sich still zu verhalten. Am 11.2.1934 spricht Wiener Heimwehrführer und Innenminister Emil Fey zu kampfbereiten Heimwehrverbänden: „Wir werden morgen an die Arbeit gehen und wir werden ganze Arbeit leisten für unser Vaterland, das nur uns Österreichern alleine gehört und das wir uns von niemand nehmen lassen.“

In den Morgenstunden des 12. Februars 1934 beginnt die Waffensuche der Heimwehr im Linzer Parteiheim. Die sozialdemokratischen Schutzbündler leisten Widerstand. Dem Kampf in Linz folgen Aufstände in Wien und anderen Industrieorten (Steyr, St. Pölten, Weiz, Eggenberg bei Graz, Kapfenberg, Bruck an der Mur, Wörgl usw.). Zentren des Widerstands in Wien sind u.a. die Arbeiter*innenheime und Gemeindebauten (Karl-Marx-Hof, Goethe-, Sandleiten-, Reumann- und Schlingerhof). Es folgt ein viertägiger Bürger*innenkrieg mit hunderten Toten.

Der Schlingerhof in Wien Floridsdorf

Polizei, Bundesheer und Heimwehren gehen mit brutaler Waffengewalt und Artillerieeinsatz gegen die schlecht ausgerüsteten Arbeiter*innen vor. Der ausgerufene Generalstreik wird nicht umgesetzt, der Schutzbund ist führungslos und die kämpfenden Gruppen können nicht miteinander kommunizieren. Auch die Hoffnung, dass Soldaten des Bundesheeres sich weigern würden, auf die eigene Bevölkerung zu schießen, wird enttäuscht. Die politische Umfärbung der Armee zeigt Wirkung, das Bundesheer ist ein verlässliches Instrument der Diktatur.

Das rücksichtslose Vorgehen der Truppen, der Einsatz von schweren Geschützen in Wohnvierteln, die Tötung von Gefangenen und die standrechtlichen Hinrichtungen rufen international Entsetzen hervor.

Das Standrecht wird im November 1933 eingeführt und im Februar um den Aspekt ‚Aufruhr‘ erweitert, um abschreckende Exempel zu statuieren. Insgesamt werden neun Schutzbündler (Josef Ahrer, Anton Bulgari, Johann Hois, Karl Münichreiter, Viktor Rauchenberger, Josef Stanek, Emil Svoboda, Koloman Wallisch, Georg Weissel) standrechtlich hingerichtet. Karl Münichreiter wird sogar trotz seiner schweren Kampfverletzungen, was selbst nach dem damaligen Standrecht rechtswidrig war, am Galgen hingerichtet.

Koloman Wallisch wird auf der Flucht verraten, verhaftet und am 19. Februar, als die Kämpfe längst beendet waren, gehenkt. Justizminister Kurt Schuschnigg plädiert im Ministerrat für die Aufrechterhaltung des Standrechts in der Steiermark. Es handlelt sich hiermit um einen glatten Justizmord.

Nach fünftägigen Kämpfen wird auch der letzte Widerstand gebrochen. Die sozialdemokratische Partei war bereits unmittelbar nach Beginn der Kämpfe verboten worden.

Am 1.Mai 1934 beschließt das Regime Dollfuß eine neue Verfassung – auch auf dem Papier ist Österreich nun keine demokratische Republik mehr, sondern ein autoritär geführter „Ständestaat“, der sich an faschistischen Ideen orientiert.

Gernot Trausmuth: “Die Art, wie im Februar Widerstand geleistet wurde, war in den Monaten zuvor vorbereitet worden. Wo es der Linksopposition im Zuge des Parteitags vom Oktober 1933 gelungen war, sich zu verankern, dort gab es auch einen nennenswerten Widerstand der Arbeiter*innen. Die unterschiedlichen Traditionen der einzelnen regionalen sozialdemokratischen Organisationen sollten daher dafür bestimmend werden, welche Formen der Widerstand konkret annahm. Das zeigt sich am Beispiel des populären Führers des Schutzbunds in Wr.Neustadt, der sich gegen den bewaffneten Kampf entschieden hatte und sich schon Tage vor dem Ausbrechen der Kampfhandlungen verhaften ließ. Führerlos war die lokale Organisation in dieser roten Hochburg völlig handlungsunfähig. Weniger hierarchische innerorganisatorische Strukturen und eine ungebrochene kämpferische, aktionistische Tradition aus der Frühphase der ArbeiterInnenbewegung, der Rätebewegung, waren wichtige Faktoren, welche den bewaffneten Kampf trotz des ungünstigen Kräfteverhältnisses als Option erschienen ließen.“

Mit den Februarkämpfen und den folgenden Ereignissen stand Österreich nun endgültig in einer Reihe mit den diktatorischen Staaten Mitteleuropas. Die Widerstandskraft Österreichs gegen den Nationalsozialismus wurde durch diese Ereignisse entscheidend geschwächt. Der austrofaschistische Staat konnte sich, späteren Schätzungen zufolge, nur mehr auf etwa ein Drittel aller Bürger*innen stützen und fand 1938 sein Ende (und gewissermaßen seine Fortführung) mit dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland.

Das austrofaschistische „Freiwillige Schutzkorps“

 

Auch zahlreiche Frauen waren in die Februarkämpfe involviert. Eine kleine Auswahl:

Anni Haider war eine junge Textilarbeiterin und politische Aktivistin. Zu ihren Aufgaben gehörte es, über die von den Heimwehren und dem Militär abgeriegelte Reichsbrücke hinweg Kampfdirektiven zu übermitteln. Im Wiener Goethehof deckt sie allein mit dem Maschinengewehr den Rückzug der fliehenden Schutzbündler. Verletzt und von der Polizei gesucht, verbirgt sie sich im damaligen Überschwemmungsgebiet der Donau, bis ihr  ein Ziegenstall in der Armensiedlung „Brettldorf“ als Versteck angeboten wird. Aus Enttäuschung über den Verrat der Sozialdemokratie an den kämpfenden ArbeiterInnen tritt sie in die KP ein. Sie blieb auch nach 1938 im Widerstand, wurde 1941 von der Gestapo verhaftet, überlebte den Nationalsozialismus und war nach 1945 in der KP aktiv. Sie erzählt im Film »Tränen statt Gewehre«: “Im Goethehof hat es dann geheißen: Ein jeder hat seine Waffen! Jetzt haben sie das Bad aufgehaut, die Mauer vom Bad, eine bestimmte Stelle. Da waren drinnen vier Revolver und zehn Gewehre! Und 170 Mann sind dagestanden zum Kampf bereit. Kannst du dir das vorstellen! Das war so deprimierend, dort bin ich so fertig gewesen. Jetzt hab ich gesagt, na das war alles umsonst! Die haben alle nicht kämpfen können. Es hat nicht Stadlau kämpfen können, es hat nicht Kagran kämpfen können. Weil wenn das gemeinsam losgegangen wär, Ottakring und mit allem, das wäre ja etwas Anderes gewesen.”

Maria Emhart war Textilarbeiterin, Betriebsrätin und Gemeinderätin für die Sozialdemokratie in Niederösterreich. Sie brachte im Februar 1934 das Parteiarchiv in Sicherheit, organisierte Krankenversorgung und Logistik für die Kämpfe in St. Pölten. Ohne ihr Drängen hätte es vielleicht keine Kämpfe in St. Pölten gegeben, denn erst sie trommelte Schutzbündler, Genossinnen und organisierte Jugendliche zusammen und übernahm somit eine koordinierende Funktion im militärischen Einsatz. Sie wurde mehrmals verhaftet und wieder freigelassen. Nach 1945 war sie für die Sozialdemokratie aktiv, u.a. von 1953 bis 1965 Abgeordnete im Nationalrat.

Über Ida Sever ist wenig bekannt. Wir wissen aber, dass sie trotz der Kämpfe den ganzen Februar 1934 im Arbeiterheim im Ottakring verbringt. Am 13. Februar 1934 gegen zehn Uhr vormittags wird dieses von Heimwehr und Militär zerstört. Ida Sever stirbt wenige Stunden später an ihren Verletzungen.

Käthe Odwody war Arbeiterin und Betriebsrätin in der Ankerbrotfabrik und ab 1934 Mitglied der Kommunistischen Partei. Sie wurde am 17. Februar „wegen Aufstand und Hochverrat” verhaftet. Sie soll laut Anklage in der Kutscherkantine der Ankerbrotfabrik Maschinengewehre mit Patronen geladen haben. Die Arbeiter*innen der Ankerbrot-Fabrik waren von jeher gewerkschaftlich gut organisiert und es kam oft zu Arbeitskämpfen. 1918 bildete sich eine der stärksten Arbeiterwehren in Wien (ca 1.000 Personen). Während der Februaraufstände 1934 befand sich hier ein Stützpunkt des Schutzbundes und der Sozialdemokratie. Die Ankerbrot-Arbeiter*innen folgten dem Streikaufruf der Gewerkschaften, es kam zur bewaffneten Auseinandersetzung mit dem Dollfuß-Regime. Im Widerstand gegen die Nazis wurde Odwody von der Gestapo verhaftet, zum Tode verurteilt und am 23. September 1943 im Wiener Landesgericht mit dem Fallbeil hingerichtet.

Über den Autoren

Fritz Brügel, *13. Februar 1897 in Wien, 4. Juli 1955 in London, war Leiter der Sozialwissenschaftlichen Studienbibliothek der Wiener Arbeiterkammer. Er war Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs und nahm am Februaraufstand 1934 teil. Wegen des Faschismus emigrierte er nach England, schrieb Gedichte und Essays. Er ist bekannt für die Verfassung des Textes »Die Arbeiter von Wien«. Laut Fragen hat mit »Das Netz der stummen Zellen« (bzw. dem »Flüsterlied«) einen weiteren Text Fritz Brügels vertont.