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„[M]an denkt gar nix, man denkt nit an zu Haus, man denkt nur, daß man irgendwas organisieren, irgendeine Sabotage machen muß, damit es dem Hitler und den Faschisten schadet. […] Ich hab immer eine Bombe bei mir gehabt, eine Handgranate, die war bestimmt für mich, bevor ich unter die Deutschen falle, da hätt ich diese Bombe gezogen.“ (Johanna Sadolschek-Zala im Sammelband über Frauen im antifaschistischen Widerstand: »Der Himmel ist blau. Kann sein.«)
Nach dem ‚Anschluss‘ an Nazideutschland wuchs auch in Österreich eine bewaffnete Widerstandsbewegung: Die Partisan*innen. Das Ziel war es, Kriegsmaterial der Feinde zu vernichten, Stützpunkte anzugreifen und Wehrmachtsoperationen zu behindern.
In Kärnten schloss sich vor allem die slowenische Bevölkerung der Partisan*innenbewegung an. Der Grund war die seit 1938 vermehrte Politik der ‚Germanisierung‘, die die NS-Herrschaft mit Diskriminierung, Repressalien, Vertreibung und Verschleppung der Kärntner Slowen*innen vorantrieb.
Nicht nur in Kärnten, unter anderem auch im Leobener Raum, im Salzkammergut, Ausseerland, waren Partisan*innengruppen aktiv. Voraussetzung für die Schlagkraft der Partisan*innen war die breite Unterstützung in der Bevölkerung, welche den bewaffneten Kampf erst ermöglichte (in der Gegend um Eisenkappel/Železna Kapla unterstützen ca. 90% der Ansässigen die Partisan*innen).
Frauen schufen jene Infrastruktur und Logistik, ohne die ein organisierter Widerstand gar nicht möglich gewesen wäre. Dazu gehörten Kurierdienste, Ausspähen wichtiger Informationen, Warnung vor Razzien, Schmuggeln von illegalem Material, Gewährung von Unterschlupf und die Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln. Aber auch als politische Funktionärinnen oder als Mitglieder bewaffneter und militärischer Verbände waren Frauen aktiv.
Um die Partisan*innen von der Bevölkerung zu isolieren, wurden sie von den Nationalsozialisten ‚Banditen‘ genannt. Bestimmte Regionen wurden zum ‚Bandenkampfgebiet‘ erklärt, d.h. diese Gebiete durften nur mit Sondergenehmigung betreten werden. Im Leobener Raum wurden Steckbriefe mit Kopfgeld aufgehängt.
Über den Song
»Shtil, di nakht iz oysgeshtern« (Still, die Nacht ist voller Sterne) – die gesummte Melodie im Hintergrund – ist ein jiddisches Lied, das im Sommer 1942 von Hirsh Glick, einem jungen jüdischen Poeten und Partisanen, im Ghetto von Wilna nach einer russischen Volksmelodie geschrieben wurde. Er schrieb es aus Bewunderung für Vitka Kempner, die, kaum zwanzig, die erste geglückte Sabotageaktion gegen die deutsche Wehrmacht in Litauen verübte. Die Mitbegründerin der jüdischen Widerstandsorganisation ‚Fareynikte Partizaner Organizatsye‘ (FPO), einer Organisation jüdischer Partisan*innen aus dem Wilnaer Ghetto, sprengte nach einer 30 km langen Wanderung einen deutschen Militärzug, der Waffen an die Ostfront transportieren sollte, mit einer selbstgebauten Bombe in die Luft.
Weiters legte Vitka Kempner die Elektrostation in Wilna lahm, um dann in das KZ Kajlis einzudringen und sechzig Insassen zu befreien und in ein Partisan*innenlager im Wald zu bringen.
1943 entkamen mehrere Untergrundkämpfer*innen, unter ihnen Abba Kovner und Vitka Kempner, durch die Stadtkanalisation aus dem Ghetto Wilna. In den umliegenden Wäldern führten sie fortan einen Partisan*innenkrieg, bis die Rote Armee Litauen im Sommer 1944 einnahm. Nach Kriegsende heirateten die beiden und gingen nach Israel. Vitka Kempner starb 2012, im Alter von 92 Jahren.
Hirsh Glick starb bereits 1944. Er überlebte sechs verschiedene Konzentrationslager, ehe er im Kampf gegen deutsche Soldaten fiel.
Still, die Nacht ist voller Sterne,
und der Frost hat stark gebrannt.
Gedenkst Du noch, wie ich Dir beigebracht hatte,
eine Pistole in der Hand zu halten.
Ein Mädchen, ein Pelz und ein Barett,
und hält in der Hand fest eine Pistole,
ein Mädchen mit einem samtenen Gesicht,
hält auf die Karawane der Feinde.
Gezielt, geschossen und getroffen,
hat ihre kleine Pistole.
Ein Auto gefüllt mit Waffen,
aufgehalten hat sie es mit einer Kugel.
Am nächsten Tag aus dem Wald gekrochen,
mit Schneegirlanden auf den Haaren,
ermutigt von einem kleinen Sieg,
für unsere neue, freie Generation.
Über die Autoren
Der Text »Junge Partisanin« stammt von Hugo Abel (*1906 in Wien, †1961 in Wien). 1937 und 1938 veröffentlichte er zwei Gedichtbände. 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen, 1944 desertierte er zur Roten Armee, wo er als Radiopropagandist an der Front tätig war. 1945 kehrte der nach Österreich zurück und arbeitete in der Alliierten Briefzensurstelle. Als (vorübergehender) Kommunist schrieb er zahlreiche Beiträge in kommunistischen Zeitungen. Zwischen 1949 ung 1954 erschienen drei weitere Gedichtbände.
Der zweite Teil des Textes, »Upor« (Widerstand) wurde von Andrej Kokot (*1936 in Oberdorf/Zgornja vas, †2012 in Klagenfurt/Celovec) geschrieben. 1942 wurde er als Sechsjähriger mit seiner Familie ausgesiedelt und lebte bis 1945 in deutschen
Lagern. Von 1963 bis1980 war er Sekretär des Slowenischen Kulturverbandes SPZ in Klagenfurt/Celovec, von 1980 bis 1991 Kulturredakteur der Wochenzeitschrift »Slovenski vestnik«. Er schrieb Lyrik und Prosa und übersetzte aus dem Slowenischen und ins Slowenische (Erich Fried, Michael Guttenbrunner, Peter Handke u.a.).